
Andacht
im Monat Juni
Monatsspruch im Juni: Mose sagte Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet!
Die Angst geht um.
Gerade ist sie wieder überall unterwegs. Ich kann sie förmlich riechen. Sie ist ja auch nicht unbegründet. Viele Gefahren drohen und jede geht anders damit um. Mancher versucht dagegen zu kämpfen, Mitstreiter zu gewinnen, zu protestieren.
Andere resignieren, ergeben sich oder ziehen sich ins Private zurück.
Und da ist Mose. Hat er keine Angst? Fast sieht es so aus als ob er keine Angst hat. Aber beim genauen Hinsehen kann ich schon erkennen, auch er zittert. Und trotzdem beruhigen seine Worte mich: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet!
Heute rettet. Gilt dieser Satz in mein heute? Ich will kurz eintauchen in die Geschichte damals. Vielleicht kann mir das Erinnern helfen, Parallelen ins heute zu ziehen.
Da sind die Israeliten. Viele Jahre wurden sie in Ägypten unterdrückt. Als billige Arbeitskräfte mussten sie, mitunter bis zur Erschöpfung für den Pharao arbeiten. Ihre Rechte wurden immer mehr eingeschränkt, bis dahin, dass sogar die männlichen Geburten getötet werden sollten.
So lebten die Israeliten viele Jahre in Ägypten bis Mose kam und sie herauszog. Ein langer Streit mit dem Pharao ging diesem Auszug voraus.
Selbst 9 schreckliche Naturkatastrophen (Plagen) die die Ägypter trafen, konnten den Pharao nicht dazu bringen, Israel in die Freiheit ziehen zu lassen.
Erst die 10. Plage, der Tod aller Erstgeborenen, brachte die Freiheit. Zum Glück, oder sollte man besser sagen, durch Gottes Hilfe, waren die Israeliten auf diesen Auszug vorbereitet. Ausgestattet mit allem, was man für eine weite Reise braucht, machten sie sich auf den Weg in das neue Land. Voller Zuversicht gingen sie dem Neuen entgegen. Endlich waren sie frei. Konnten selbst entscheiden, hatten niemanden der sie festhielt.
Allerdings war diese Freiheit auch nicht so leicht. Gefahren lauerten. Es kostete viel Anstrengung beieinander zu bleiben und vieles, was der ägyptische Staat vorher geregelt hatte, das mussten sie jetzt demokratisch miteinander entscheiden. Keine leichte Aufgabe.
Nach ein paar Wochen Wanderung brauchten sie dringend eine Pause. Hier am Nil wollten sie ihre Zelte aufschlagen.
Aber dann kam der Schreck. „Die Ägypter sind uns auf den Fersen. Sie kommen mit Streitwagen und wollen uns zurückholen.“
Die erste Reaktion der Israeliten: Sie machen Mose, ihren Anführer, verantwortlich. Er hat sie hierhergeführt. Er soll jetzt dafür geradestehen.
Plötzlich sehen sie nicht das Gute, was ihnen bisher alles geschenkt wurde. Auch sehen sie nicht ihre eigene Verantwortung.
Sie wollten aus Ägypten weg. Sie sind selbst losgelaufen. Und was sie auch nicht sehen ist, dass es ihnen damals wirklich schlecht ging.
Die momentane Krise überdeckt alles andere. Und so hätten sie Mose am liebsten…
Aber Mose sagt: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet!
Angst- ja natürlich ist es die Angst, die die Gewalt leitet. Das Mose sie aber auch entlarven muss.
Bleibt stehen! - Stopp! – Anhalten, einmal tief einatmen und wieder ausatmen. Nicht die Gewalt sofort mit Gewalt beantworten. Nach 2 Atemzügen ist das Gehirn erst einmal wieder durchblutet. Ein Anfang ist gemacht.
„...und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet.“ Was jetzt passiert, das gehört zu den großen, ja vielleicht sogar den größten Wundern der Bibel. Aber diese Geschichte ist so oft beschrieben und in allen drei großen Weltreligionen überliefert, dass ich sie einfach glauben muss.
Da teilt sich das Meer und es tut sich für Israel ein Weg auf, wo es vorher keinen Weg gab. Da laufen die Israeliten trockenen Fußes durch das Meer.
Und die Ägypter? Für sie wird dieser Weg zum Weg ins Verderben. Ross und Reiter ertrinken in den Fluten.
„Mose sagte Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet!“ Ja. Dieser Ruf gilt auch mir heute.
3 Dinge nehme ich mir aus dieser Geschichte mit in meine Zeit:
- Hab keine Angst!
- Stopp- Bleib stehen! Atme tief durch! Lass dich nicht provozieren!
- Gott rettet- auch heute. Er kennt den Weg, auch wenn ich ihn noch nicht sehen kann.
Ich wünsche Ihnen und Euch und natürlich auch mir diese Erfahrung. Amen
Ihre Friederike Knittel
Referentin Diakonische Identität
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